Pflanzliche Präparate und Nahrungsergänzungsmittel bei psychiatrischen Erkrankungen
Zahlreichen pflanzlichen Präparaten und auch Nahrungsergänzungsmitteln wird ein Nutzen zur Behandlung psychiatrischer Störungen nachgesagt. Doch wie steht es um die Datenlage? Die ‘World Federation of Societas of Biological Psychiatry (WFSBP)’ und das ‘Canadian Network for Moor and AnxietyTreatments (CANMAT)’ haben eine Guideline herausgegeben für die Behandlung mit pflanzlichen Präparaten (phytoceuticals) und mit Nahrungsergänzungsmitteln (nutraceuticals).
Dabei wurden die Studien zu einer Grosszahl von Präparaten bei der Behandlung von Angsterkrankungen, ADHS, Depressionen und Psychosen gesammelt und analysiert:
Pflanzliche Präparate:
Johanniskraut, Ashwagandha, Lavendel, Safran, Curcuma, Ginkgo, Rosenwurz, Kleiner Goldregen, Kava und Kamille
Nahrungsergänzngsmittel:
Omega-3-Fettsäuren, Omega-9-Fettsäuren, Methylfolat, Vitamin C, Vitamin D, Zink, Magnesium, Mikronährstoffe, N-Acetyl Cuyteine (NAC), Acetyl-L-Carnitine (ALC), S-Adenosyl-Methionin (SAM), Tryptophan und 5-HTP, Kreatin, Inositol, Probiotika
Ob ein Präparat bei einem Störungsbild zum Einsatz kommen kann wurde dann mit einer fünfstufigen Einteilung vorgenommen:
+++ empfohlen
++. provisorisch empfohlen
+. schwach empfohlen
+/- aktuell nicht empfohlen
- nicht empfohlen
Im Folgenden fasse ich die definitiv und provisorisch empfohlenen Präparate für die einzelnen Störungsbilder zusammen:
Angststörungen
Definitiv empfohlene Präparate:
Keine.
Provisorisch empfohlene Präparate:
Lavendel (Lavendula officinalis) als Montotherapie oder ergänzend bei der generalisierten Angsterkrankung:
80 mg Lavendelöl 1-0-1-0 (Einnahme im Sitzen)
Ashwagandha (Withania somnifera, Schlafbeere) als Montotherapie oder ergänzend bei der generalisierten Angsterkrankung:
300 mg Wurzelextrakt 1-0-1-0 (Einnahme 30 Minuten nach dem Essen)
ADHS
Definitiv empfohlene Präparate:
Keine.
Provisorisch empfohlene Präparate:
Keine.
Leichte bis mittelschwere Depressionen
Definitiv empfohlene Präparate:
Johanniskraut (Hypericum perforatum) als Monotherapie bei Depressionen:
600 bis 1800 mg Extrakt 1-0-0-0
Omega-3-Fettsäure (Eicosapentaensäure EPA) ergänzend zu Antidepressiva:
500 mg 1-1-1-0
Provisorisch empfohlene Präparate:
Safran (Crocus sativus) als Monotherapie oder ergänzend zu Antidepressiva:
30 mg Blütennarben 1-0-0-0
Kurkuma (Curcuma longa) als Monotherapie oder ergänzend zu Antidepressiva:
500 mg bis 1000 mg Extrakt 1-0-0-0
Probiotikum (Lactobacillus und Bifiduskakterium) ergänzend zu Antidepressiva:
1 bis 10 Mrd. 1-0-0-0
Methylfolat ergänzend zu Antidepressiva
15 mg 1-0-0-0
Zink ergänzend zu Antidepressiva:
25 mg 1-0-0-0
Psychosen
Definitiv empfohlene Präparate:
Keine.
Provisorisch empfohlene Präparate:
N-Acetyl Cystein ergänzend zur Antipsychotika zur Behandlung der Negativ-Symptomatik:
1 bis 3 g 1-0-0-0
Methylfolat ergänzend zur Antipsychotika zur Behandlung der Negativ-Symptomatik:
15 mg 1-0-0-0
Sarris J, Ravindran A, Yatham LN, Marx W, Rucklidge JJ, McIntyre RS, u. a. Clinician guidelines for the treatment of psychiatric disorders with nutraceuticals and phytoceuticals: The World Federation of Societies of Biological Psychiatry (WFSBP) and Canadian Network for Mood and Anxiety Treatments (CANMAT) Taskforce. World J Biol Psychiatry. Juli 2022;23(6):424–55.