Mimik und Gestik – Die stille Sprache des Körpers

 

Körpersprache ist ein mächtiges Kommunikationsmittel, das oft mehr über unsere Gefühle und Gedanken verrät als Worte. Zwei wesentliche Bestandteile der Körpersprache sind Mimik und Gestik. Sie spielen eine entscheidende Rolle in unserer zwischenmenschlichen Kommunikation und beeinflussen, wie wir von anderen wahrgenommen werden.

Mimik

Mimik bezieht sich auf die Bewegungen und den Ausdruck unseres Gesichts. Ein Lächeln, hochgezogene Augenbrauen oder ein Stirnrunzeln können eine Vielzahl von Emotionen ausdrücken, von Freude über Überraschung bis hin zu Besorgnis. Unsere Gesichtsmuskeln sind in der Lage, feinste Nuancen zu vermitteln, die anderen signalisieren, wie wir uns fühlen, oft noch bevor wir etwas sagen.

Universelle Gesichtsausdrücke

Der renommierte Psychologe Paul Ekman hat sieben universelle Gesichtsausdrücke identifiziert, die unabhängig von Kultur und Herkunft überall auf der Welt verstanden werden. Diese Gesichtsausdrücke sind Freude, Trauer, Angst, Ärger, Überraschung, Ekel und Verachtung. Sie spiegeln grundlegende menschliche Emotionen wider und werden durch spezifische Muskelbewegungen im Gesicht ausgedrückt. Ekmans Forschung zeigt, dass diese emotionalen Reaktionen angeboren und nicht erlernt sind, was darauf hindeutet, dass sie eine grundlegende Rolle in der menschlichen Kommunikation und Interaktion spielen.

  • Freude: Mundwinkel werden nach oben gezogen, Wangen heben sich, Lachfältchen erscheinen 

  • Trauer: innere Augenbrauen werden hochgezogen, Oberlider und Mundwinkel hängen herunter, Wangen sind erschlafft 

  • Angst: Augenbrauen werden nach oben gezogen, Augenlider sind hoch, Mund öffnet sich, Lippen sind gespannt, Blick ist starr auf die Gefahr gerichtet, Augenweiß ist stark sichtbar 

  • Ärger: Augenbrauen werden heruntergezogen, Falte erscheint zwischen den Augenbrauen, Lippen sind gespannt, Blick ist starr 

  • Überraschung: Augenbrauen werden nach oben gezogen, Augenlider sind hoch, Mund öffnet sich

  • Ekel: Nase wird gerümpft, Wangen sind angehoben, Oberlippe ist hochgezogen 

  • Verachtung: Mundwinkel sind einseitig hochgezogen oder nach innen gepresst, es besteht eine asymmetrische Reaktion im Gesicht 

Echtes und gespieltes Lächeln

Das “echte Lächeln” (nach dem französischen Neurologen Guillaume Duchenne auch als Duchenne-Lächeln benannt) zeichnet sich dadurch aus, dass sowohl die Augenmuskeln als auch die Mundmuskeln mit einbezogen werden. Im Gegensatz zu einem “gespielten” oder "sozialen" Lächeln, das oft nur die Mundmuskeln aktiviert, wird das Duchenne-Lächeln durch echte positive Emotionen ausgelöst und ist schwerer bewusst zu kontrollieren.

Aus neurobiologischer Sicht spielt das limbische System, insbesondere die Amygdala, eine zentrale Rolle bei der Entstehung des Duchenne-Lächelns. Die Amygdala ist eng mit der Verarbeitung von Emotionen verbunden und aktiviert in emotional positiven Situationen die entsprechenden motorischen Neuronen, die das Duchenne-Lächeln hervorrufen. Andere Bereiche des Gehirns, wie der präfrontale Kortex, die für die Regulierung von Emotionen und sozialen Interaktionen verantwortlich sind, sind ebenfalls beteiligt.

Das Duchenne-Lächeln gilt deshalb als Ausdruck echter Freude, weil es durch tiefere Gefühlszentren im Gehirn ausgelöst wird, die weniger durch bewußte Kontrolle beeinflußt werden können. Diese neurobiologischen Grundlagen machen das Duchenne-Lächeln zu einem zuverlässigen Indikator für authentische positive Gefühle und tragen zur nonverbalen Kommunikation bei.

 
 

Gestik

Gestik umfasst die Bewegungen unserer Hände, Arme und manchmal unseres ganzen Körpers. Gesten unterstützen nicht nur das gesprochene Wort, sondern können auch unabhängig von der Sprache starke Botschaften vermitteln. Zum Beispiel kann ein Fingerzeig Autorität ausdrücken, während offene Handflächen oft Vertrauen signalisieren.

Gesten können in verschiedene Kategorien eingeteilt werden, die die unterschiedlichen Funktionen und Bedeutungen in der nonverbalen Kommunikation

  • Lexikalisierte (emblematische) Gesten: Diese Gesten haben eine bestimmte Bedeutung, die in einer Kultur allgemein verstanden wird, wie z.B. das Winken zum Abschied oder der Daumen nach oben für Zustimmung. Sie können eine sprachliche Äußerung oft vollständig ersetzen.

  • Zeigegesten (deiktische Gesten): Diese Gesten dienen dazu, auf etwas zu zeigen oder zu verweisen, z.B. mit dem Finger auf einen Gegenstand oder in eine Richtung zu zeigen. Sie unterstützen die verbale Kommunikation, indem sie auf etwas Konkretes in der Umgebung verweisen.

  • “Beats” (rhythmische Gesten): Diese Gesten begleiten die Sprache und dienen dazu, den Fluss und die Betonung des Gesagten zu unterstützen. Sie wiederholen sich oft und synchronisieren sich mit dem Sprachrhythmus, wie z.B. das Klopfen auf den Tisch zur Betonung eines Punktes.

  • Ikonische (mimetische) Gesten: Diese Gesten veranschaulichen oder symbolisieren den Inhalt der gesprochenen Worte. Sie helfen, abstrakte Begriffe greifbarer zu machen, z.B. das Formen eines Kreises mit den Händen, um eine runde Form zu beschreiben.

Körperhaltung

Die Körperhaltung ist ein weiterer wesentlicher Bestandteil der Körpersprache und vermittelt oft subtile, aber kraftvolle Informationen über die Gefühle, Absichten und Einstellungen einer Person. Unterschiedliche Körperhaltungen können unterschiedliche emotionale Zustände und Einstellungen signalisieren, und hier sind einige Beispiele:

  • Aggressive Körperhaltung: Eine aggressive Körperhaltung zeichnet sich häufig durch eine nach vorne geneigte Haltung, einen festen Stand und eine ausgeprägte Körperspannung aus. Die Schultern sind meist hochgezogen, die Brust ist herausgestreckt und die Hände können zu Fäusten geballt sein. Der Blick ist oft direkt und durchdringend.

  • Defensive Körperhaltung: Eine defensive Körperhaltung ist typischerweise durch eine zusammengezogene, schützende Haltung gekennzeichnet. Die Schultern sind oft nach vorne gezogen, die Arme können vor dem Körper verschränkt sein und der Kopf ist leicht gesenkt. Manchmal wird der Körper auch vom Gesprächspartner weggedreht.

  • Offene Körperhaltung: Eine offene Körperhaltung zeigt sich in einem entspannten, aufrechten Stehen oder Sitzen mit unverschränkten Armen und Beinen. Die Hände sind oft sichtbar und entspannt, der Blick ist offen und direkt.

  • Unterwürfige Körperhaltung: Eine unterwürfige Haltung ist gekennzeichnet durch eine gebeugte Haltung, hängende Schultern und oft einen gesenkten Blick. Die Person macht sich oft kleiner und vermeidet direkten Blickkontakt.

  • Selbstbewusste Körperhaltung: Eine selbstbewusste Körperhaltung ist aufrecht, entspannt und ausbalanciert. Die Person steht fest auf beiden Beinen, die Arme hängen locker herab oder werden unterstützend eingesetzt und der Blick ist direkt.

Neurobiologie der Körpersprache

Die Steuerung der Körpersprache ist ein komplexer Prozess, an dem nahezu alle Hirnregionen und zahlreiche neuronale Netzwerke beteiligt sind:

Der präfrontale Kortex ist für die übergeordnete kognitive Kontrolle und Regulierung des Verhaltens von entscheidender Bedeutung. Er ermöglicht es uns, bewusste Entscheidungen über unsere Körperhaltung und Gestik zu treffen, insbesondere in sozialen Situationen, in denen wir unsere natürliche Reaktion unterdrücken oder verändern müssen. Diese Region ist auch an der Interpretation und Reaktion auf die Körpersprache anderer beteiligt.

Der Hippocampus ist an der Speicherung und dem Abruf von Erinnerungen beteiligt. Emotionale Erinnerungen können unbewusst die Körpersprache beeinflussen, indem sie bestimmte Haltungen oder Gesten aktivieren, die durch frühere Erfahrungen erlernt wurden.

Die Amygdala spielt eine zentrale Rolle bei der Verarbeitung von Emotionen, insbesondere von Angst und Aggression. Sie ist maßgeblich an der Auslösung von körperlichen Reaktionen beteiligt, die sich in der Körpersprache ausdrücken, z.B. in einer defensiven oder aggressiven Körperhaltung.

Spiegelneuronen, die in Regionen wie dem prämotorischen Kortex und dem inferioren Parietallappen lokalisiert sind, werden aktiv, wenn wir die Handlungen anderer beobachten und diese selbst ausführen. Sie ermöglichen es uns, die Körpersprache anderer intuitiv zu verstehen und in unserem eigenen Verhalten widerzuspiegeln, was eine wichtige Rolle in der sozialen Interaktion spielt.

Die Insula ist eine Hirnregion, die an der Selbstwahrnehmung und der Integration sensorischer Informationen beteiligt ist. Sie hilft, innere Zustände des Körpers (wie Herzschlag, Atmung) mit emotionalen Reaktionen zu verknüpfen, die sich in der Körpersprache manifestieren können.

Der motorische Kortex steuert die Ausführung willkürlicher Bewegungen, einschließlich der Bewegungen, die unsere Körpersprache ausmachen. Signale aus dem motorischen Kortex werden über das Rückenmark an die entsprechenden Muskeln gesendet, um Bewegungen wie Gesten oder Haltungsänderungen auszuführen.

Die Basalganglien sind an der Steuerung und Feinabstimmung motorischer Bewegungen beteiligt. Sie helfen, flüssige Bewegungen zu erzeugen und spielen eine Rolle bei der Automatisierung von Gesten und Körperhaltungen, die häufig verwendet werden.

Das vegetative Nervensystem steuert unbewusste körperliche Reaktionen, die oft in der Körpersprache sichtbar werden, wie Erröten, Schwitzen oder das Zusammenziehen der Pupillen. Das VNS reagiert auf emotionale Reize und kann subtile Veränderungen in der Körpersprache auslösen, die auf innere Zustände hinweisen.

Diese neurobiologischen Strukturen und Prozesse arbeiten zusammen, um unsere Körpersprache zu steuern, indem sie emotionale Zustände in motorische Aktionen übersetzen. Diese Prozesse können bewusst gesteuert werden oder automatisch und unbewusst ablaufen, je nach Situation und Gefühlszustand.

Durch die Kombination von Mimik und Gestik können komplexe Botschaften nonverbal vermittelt werden. In sozialen Interaktionen können sie helfen, Empathie zu zeigen, Missverständnisse zu vermeiden oder den eigenen Standpunkt zu verdeutlichen. Dabei ist es wichtig, sich der eigenen Körpersprache bewusst zu sein und die Signale anderer richtig deuten zu lernen.