" Executive Functions - What They Are, How They Work, and Why They Evolved” von Russell A. Barkley

 
 
 

Russell A. Barkley

"Executive Functions - What They Are, How They Work, and Why They Evolved”

Einzelne Aspekte die ich mir notiert habe:

Zunächst erläutert Barkley verschiedene Probleme mit dem Konzept der “Exekutiven Funktionen”:

  • Es gibt noch keine allgemein akzeptierte Definition der exekutiven Funktionen.

  • Häufig werden die exekutiven Funktionen als Funktionen des präfrontalen Kortex definiert und der präfrontale Kortex als die für die exekutiven Funktionen zuständige Hirnregion - ein Zirkelschluss.

  • Ohne eine schlüssige Definition besteht auch keine Klarheit darüber, wie die exekutiven Funktionen getestet werden sollen bzw. welche neuropsychologischen Tests eine Aussage über die exekutiven Funktionen erlauben.

  • Aufgrund der genannten Probleme gibt es auch keine kohärente Theorie der exekutiven Funktionen.

  • Auch die Frage, warum sich die exekutiven Funktionen beim Menschen entwickelt haben, wurde bisher nicht gestellt.

Anschließend entwickelt der Autor ein Modell der exekutiven Funktionen, mit dem er die genannten Probleme zu lösen versucht. Er setzt ‘exekutive Funktionen’ mit ‘Selbstregulation’ gleich: Die exekutiven Funktionen beinhalten die Ausrichtung einer Handlung auf das Selbst, so dass nachfolgendes Verhalten so verändert wird, dass ein zukünftiges Ziel erreicht wird. Oder: Die exekutiven Funktionen umfassen den Einsatz selbstgerichteter Handlungen zur Auswahl von Zielen und zur Auswahl, Ausführung und Aufrechterhaltung von Handlungen im Hinblick auf diese Ziele über die Zeit.

Der Mensch verknüpft also mit Hilfe der exekutiven Funktionen den aktuellen Zustand, Zwischenschritte und zukünftige Ziele zu zeitübergreifenden Strukturen, die mental repräsentiert werden und der Steuerung zielgerichteter Handlungen dienen.

Der Autor identifiziert dabei sechs selbstgerichtete Handlungen, die der Mensch zur Selbstregulation einsetzt. Sie bilden die Komponenten der exekutiven Funktionen:

  • selbstgerichtete Aufmerksamkeit zur Erzeugung von Selbstbewusstsein

  • selbstgerichtete Inhibition zur Erzeugung von Selbstkontrolle

  • selbstgerichtete sensomotorische Handlungen zur Erzeugung mentaler Repräsentationen und Simulationen (Ideation)

  • selbstgerichtetes Sprechen zur Erzeugung verbalen Denkens

  • selbstgerichtetes Erleben von Emotionen und Motivationen zur Erzeugung bewusster Bewertungen

  • selbstgerichtetes Spielen (nonverbale und verbale Rekonstruktion) zur Erzeugung von Problemlösung, Geschicklichkeit oder Innovation

In einem weiteren Schritt erweitert er die Definition um den sozialen und kulturellen Kontext:

Exekutive Funktionen sind der Einsatz selbstgesteuerter Handlungen zur Auswahl von Zielen und zur Auswahl, Durchführung und Aufrechterhaltung von Handlungen in Richtung dieser Ziele über die Zeit, und zwar mit Hilfe sozialer und kultureller Mittel zur Maximierung des eigenen längerfristigenWohlergehens.


Barkley RA. Executive Functions: What They Are, How They Work, and Why They Evolved. Guilford Press; 2020. 244 S.