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rTMS zur Behandlung einer Feinmotorik-Störung nach Schlaganfall

Die repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS) ist eine nicht-invasive Hirnstimulationstechnik, die zur Behandlung von Armparesen nach einem Schlaganfall eingesetzt werden kann. Sie moduliert die kortikale Erregbarkeit und unterstützt so die motorische Erholung.

Um zu verstehen, wie die repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS) zur Behandlung von Armparesen nach einem Schlaganfall funktioniert, ist es notwendig, das Konzept der interhemisphärischen Rivalität zu verstehen. Dieses Konzept beschreibt, dass sich die beiden Gehirnhälften gegenseitig hemmen. Die linke Hemisphäre hemmt die rechte und umgekehrt:

Eine einseitige Verletzung führt nicht nur zu einer lokalen Funktionsstörung. Durch die verminderte Hemmung der gesunden Seite wird deren hemmende Wirkung auf die verletzte Seite verstärkt, so dass diese noch schlechter funktioniert (roter Pfeil erhöhte Aktivität; blauer Pfeil verminderte Aktivität):

Hier kommt die rTMS ins Spiel. Durch die magnetische Stimulation der Grosshirnrinde kann deren Aktivität beeinflusst werden.

Erfolgen die magnetischen Impulse regelmäßig jede Sekunde, wird die Aktivität der Grosshirnrinde gehemmt. Durch die Hemmung der gesunden Seite kann wiederum die Hemmung der verletzten Seite reduziert werden.

Dieser Ansatz reduziert die interhemisphärische Asymmetrie, was für Patienten mit leichter bis mittelschwerer Armparese in der subakuten Phase der Schlaganfallrehabilitation von Vorteil ist.

Wenn das Gewebe auf der verletzten Seite nicht stark geschädigt ist und gesundes Gewebe erhalten bleibt, kann in derselben Behandlungssitzung auch die gesunde Seite mit einem aktivierenden Protokoll (Impulse mit höherer Frequenz, typischerweise 10 pro Sekunde) behandelt werden.

Bei einem Schlaganfall mit Beteiligung der Hirnregion, die die Handmotorik der Gegenseite steuert, sieht das Behandlungskonzept entsprechend aus:

Die hochfrequente, den Kortex aktivierende rTMS (HF-rTMS), die auf der Seit mit der Verletzung angewendet wird, hat sich als wirksam zur Verbesserung der motorischen Funktion der oberen Extremität erwiesen.

Wird die rTMS zusätzlich mit Rehabilitationsmethoden wie Ergotherapie oder neuromuskulärer Elektrostimulation kombiniert, kann die motorische Erholung weiter verbessert werden.

Zusammengefasst ist die rTMS eine viel versprechende Option zur Behandlung v.a. der Feinmotorikstörung der Hand nach einem Schlaganfall.


Neurostimulation – sicher, wirksam, gut verträglich.


Literatur

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